
Herr Matyk, ist der Getränkekarton eine Verpackung ausschließlich für Getränke?
Nein! Er eignet sich zwar hervorragend für kohlensäurefreie Getränke, wie Milch und Fruchtsäfte, aber sein Einsatzgebiet geht weit darüber hinaus. Zahlreiche flüssige und pastöse Nahrungsmittel werden ebenso in Getränkekartons bzw. Kartonverbundverpackungen verpackt. Das spiegelt sich auch im Relaunch unseres europäischen Fachverbandes wider. „The Food and Beverage Carton Alliance“, kurz FBCA, ist aus dem Zusammenschluss von ACE (The Alliance for Beverage Cartons and the Environment) und EXTR:ACT entstanden. Das waren zwei europäische Verbände, die sich für Getränkekartons als nachhaltige Verpackungslösung und die Bemühungen der Branche zur Sicherstellung ihrer Sammlung und Wiederverwertung eingesetzt haben. Die Hinzunahme von „Food“ in den Namen des neuen Verbandes soll nun die Bedeutung der Verpackung über den Getränkebereich hinaus betonen. Und selbst das greift eigentlich zu kurz, denn speziell in Skandinavien gibt es bereits zahlreiche Non-Food Anwendungen (Anm. der Red.: vgl. S. 6-7).
Welche Ziele hat sich die FBCA gesetzt?
Der neue Verband hat sich eine klare Vorgabe gesetzt: Der Getränkekarton soll in Zukunft – mit wissenschaftlich fundierter Innovation – weiterentwickelt werden, um die Nachhaltigkeit, Erneuerbarkeit sowie Kreislauftauglichkeit sicher zu stellen und auch wissenschaftlich zu belegen. Denn der Getränkekarton ist ein unverzichtbarer Teil im Aufbau einer nachhaltigen Zukunft!
Mit der PPWR dürfte es keine gröberen Konflikte geben. In der öffentlichen Wahrnehmung gilt der Getränkekarton dennoch nicht als Recyclingwunder. Wie steht es nun um seine Recyclingfähigkeit?
Gröbere Konflikte mit der PPWR gibt es tatsächlich keine. Der Kartonanteil beim Getränkekarton liegt, je nach Anwendung, zwischen 70 und 80 Prozent. Somit wurde Recyclingfähigkeit und Recyclingquote von der EU sozusagen approbiert.
Dass wir von Teilen der Öffentlichkeit nicht als das gesehen werden, was wir sind – eine de facto nachwachsende Verpackung – bedauere ich, aber über die grundsätzliche Recyclingfähigkeit brauche ich an dieser Stelle nicht referieren. Fakt ist allerdings auch, dass wir die Recyclingfähigkeit wie auch die Sammel- und Verwertungsquote weiter erhöhen müssen. Zur Steigerung der Recyclingfähigkeit arbeiten wir intensiv daran den Faseranteil zu erhöhen. Um das zu erreichen, gilt es Alternativen zur klassischen Barriereschicht aus Kunststoff oder Aluminium zu finden. Hierfür gibt es durchaus vielversprechende Lösungen, die auch bereits im Einsatz sind. Ein gutes Beispiel hierfür ist der weltweit erste aseptische Getränkekarton für H-Milch ohne Aluminiumbarriere. Er hat letztes Jahr den Green Star Packaging Award gewonnen und wurde zudem mit einer Nominierung für den Staatspreis SMART PACKAGING gewürdigt.
Der Faseranteil ist eine Sache, aber was ist mit dem Kunststoffanteil?
Sie haben natürlich Recht: Ziel ist das vollständige Recycling des Getränkekartons– nicht nur die Fasern, sondern auch alle Kunststoff- und Aluminiumanteile der Verschlüsse und der Barriereschichten. Aber auch hier haben sich die Zeiten geändert. Erst vor kurzem eröffnete die ARA und die SRP Sekundär Rohstoff Produktion GmbH Österreichs erste Polyolefin-Aufbereitungsanlage im niederösterreichischen Pöchlarn. Grundlage ist das Projekt „UPCYCLE“ – ein echter Meilenstein für die Kreislaufwirtschaft! Hintergrund ist, dass in der Vergangenheit getrennt gesammelte Kunststoffverpackungen, die nicht recyclingfähig sind, weil sie zu stark verschmutzt, zu klein, aus unterschiedlichen chemischen Stoffen oder Beschichtungen bestehen, aussortiert und anschließend nur mehr als Ersatzbrennstoff eingesetzt wurden. Mit UPCYCLE hat die ARA ein Verfahren entwickelt, um diese Sortierreste als wertvolle Sekundärrohstoffe im Kreislauf zu führen. Für uns ist diese nationale Innovation sehr wichtig, denn damit ist die Branche in der Lage, die Recyclingfähigkeit des Getränkekartons, so wie in Deutschland, auf über 90 % zu heben!
Nein! Er eignet sich zwar hervorragend für kohlensäurefreie Getränke, wie Milch und Fruchtsäfte, aber sein Einsatzgebiet geht weit darüber hinaus. Zahlreiche flüssige und pastöse Nahrungsmittel werden ebenso in Getränkekartons bzw. Kartonverbundverpackungen verpackt. Das spiegelt sich auch im Relaunch unseres europäischen Fachverbandes wider. „The Food and Beverage Carton Alliance“, kurz FBCA, ist aus dem Zusammenschluss von ACE (The Alliance for Beverage Cartons and the Environment) und EXTR:ACT entstanden. Das waren zwei europäische Verbände, die sich für Getränkekartons als nachhaltige Verpackungslösung und die Bemühungen der Branche zur Sicherstellung ihrer Sammlung und Wiederverwertung eingesetzt haben. Die Hinzunahme von „Food“ in den Namen des neuen Verbandes soll nun die Bedeutung der Verpackung über den Getränkebereich hinaus betonen. Und selbst das greift eigentlich zu kurz, denn speziell in Skandinavien gibt es bereits zahlreiche Non-Food Anwendungen (Anm. der Red.: vgl. S. 6-7).
Welche Ziele hat sich die FBCA gesetzt?
Der neue Verband hat sich eine klare Vorgabe gesetzt: Der Getränkekarton soll in Zukunft – mit wissenschaftlich fundierter Innovation – weiterentwickelt werden, um die Nachhaltigkeit, Erneuerbarkeit sowie Kreislauftauglichkeit sicher zu stellen und auch wissenschaftlich zu belegen. Denn der Getränkekarton ist ein unverzichtbarer Teil im Aufbau einer nachhaltigen Zukunft!
Mit der PPWR dürfte es keine gröberen Konflikte geben. In der öffentlichen Wahrnehmung gilt der Getränkekarton dennoch nicht als Recyclingwunder. Wie steht es nun um seine Recyclingfähigkeit?
Gröbere Konflikte mit der PPWR gibt es tatsächlich keine. Der Kartonanteil beim Getränkekarton liegt, je nach Anwendung, zwischen 70 und 80 Prozent. Somit wurde Recyclingfähigkeit und Recyclingquote von der EU sozusagen approbiert.
Dass wir von Teilen der Öffentlichkeit nicht als das gesehen werden, was wir sind – eine de facto nachwachsende Verpackung – bedauere ich, aber über die grundsätzliche Recyclingfähigkeit brauche ich an dieser Stelle nicht referieren. Fakt ist allerdings auch, dass wir die Recyclingfähigkeit wie auch die Sammel- und Verwertungsquote weiter erhöhen müssen. Zur Steigerung der Recyclingfähigkeit arbeiten wir intensiv daran den Faseranteil zu erhöhen. Um das zu erreichen, gilt es Alternativen zur klassischen Barriereschicht aus Kunststoff oder Aluminium zu finden. Hierfür gibt es durchaus vielversprechende Lösungen, die auch bereits im Einsatz sind. Ein gutes Beispiel hierfür ist der weltweit erste aseptische Getränkekarton für H-Milch ohne Aluminiumbarriere. Er hat letztes Jahr den Green Star Packaging Award gewonnen und wurde zudem mit einer Nominierung für den Staatspreis SMART PACKAGING gewürdigt.
Der Faseranteil ist eine Sache, aber was ist mit dem Kunststoffanteil?
Sie haben natürlich Recht: Ziel ist das vollständige Recycling des Getränkekartons– nicht nur die Fasern, sondern auch alle Kunststoff- und Aluminiumanteile der Verschlüsse und der Barriereschichten. Aber auch hier haben sich die Zeiten geändert. Erst vor kurzem eröffnete die ARA und die SRP Sekundär Rohstoff Produktion GmbH Österreichs erste Polyolefin-Aufbereitungsanlage im niederösterreichischen Pöchlarn. Grundlage ist das Projekt „UPCYCLE“ – ein echter Meilenstein für die Kreislaufwirtschaft! Hintergrund ist, dass in der Vergangenheit getrennt gesammelte Kunststoffverpackungen, die nicht recyclingfähig sind, weil sie zu stark verschmutzt, zu klein, aus unterschiedlichen chemischen Stoffen oder Beschichtungen bestehen, aussortiert und anschließend nur mehr als Ersatzbrennstoff eingesetzt wurden. Mit UPCYCLE hat die ARA ein Verfahren entwickelt, um diese Sortierreste als wertvolle Sekundärrohstoffe im Kreislauf zu führen. Für uns ist diese nationale Innovation sehr wichtig, denn damit ist die Branche in der Lage, die Recyclingfähigkeit des Getränkekartons, so wie in Deutschland, auf über 90 % zu heben!

Damit wäre die Thematik rund um die Recyclingfähigkeit wohl vorerst geklärt, aber wie heben Sie die Sammel- und Recyclingquote?
Zur Steigerung der Sammelquote hat der Verein Getränkekarton Austria die „Recycling Mission 2025“ ins Leben gerufen. Diese Werbekampagne soll mit Witz und Information das Sammelbewusstsein der Österreicher:innen nochmals steigern.
Auch wird die gesamte europäische Sammel- und Recyclinginfrastruktur weiter ausgebaut. Ziel ist – wie bereits angesprochen – das vollständige Recycling des Getränkekartons. Das Ganze darf auch kein „universitärer Modellversuch“ sein, sondern das muss flächendeckend in Europa „Recycling at Scale“ sein. In Österreich sind wir diesbezüglich schon sehr gut unterwegs. Wir haben eine exzellente Sammlung – jetzt auch österreichweit vereinheitlicht – und modernste Sortieranlagen als Rohstofflieferanten für Recyclingunternehmen.
Eines steht aber bei all diesen Recycling- und Optimierungsmaßnahmen immer im Vordergrund: Der Schutz und damit die Haltbarkeit des Füllgutes darf bei aller Innovationsfreude nicht beeinträchtigt werden!
Zum Abschluss noch ein Blick auf die PPWR: Wie ist der derzeitige Stand aus der Sicht Ihrer Branche?
Um ehrlich zu sein, ein wenig chaotisch: Die PPWR ist mit 11. Februar in Kraft getreten und soll in den nächsten 18 Monaten umgesetzt werden. Uns fehlen aber mindestens 27 delegierte Akte bzw. Rechtsnormen zur konkreten Umsetzung. (Anm.: Bei einem Delegierten Rechtsakt wird die EU-Kommission vom EU-Parlament und vom Ministerrat beauftragt, Ausarbeitungen oder Änderungen zu Abschnitten eines Rechtsakts zu erlassen). Sprich es fehlen Berechnungen, Evaluierungen, Festlegungen, Definitionen etc. Im Moment ist daher ein ziemlich chaotisches Prozedere im Gange, um diese fehlenden Dinge in unzähligen Arbeitsgruppen auszuverhandeln. Dabei geht es z.B. um die Kennzeichnung der jeweiligen Verpackungen, die Berechnung der Recyclingfähigkeit oder auch die Mehrwegtauglichkeit von Transportverpackungen etc.
Letztlich ist Harmonisierung gefragt. Für uns als faserbasierte Verpackung könnte z.B. das „Fibre-based Packaging Recyclability Evaluation Protocol“ der 4evergreen Alliance eine potenzielle Grundlage sein. Dieses Protokoll ist ein Brancheninstrument zur Bewertung der Effizienz des Recyclings faserbasierter Verpackungsmaterialien. Dabei werden die verschiedenen Recyclingtechnologien innerhalb der EU berücksichtigt. Wenn es uns gelingt dieses Protokoll in der Wertschöpfungskette faserbasierter Verpackungen als zentrales Bewertungsinstrument für die Recyclingfähigkeit zu etablieren, wäre der wichtigste Schritt zu einem einheitlichen Standard innerhalb unserer Branche getan.
Vielen Dank für das Gespräch.
Zur Steigerung der Sammelquote hat der Verein Getränkekarton Austria die „Recycling Mission 2025“ ins Leben gerufen. Diese Werbekampagne soll mit Witz und Information das Sammelbewusstsein der Österreicher:innen nochmals steigern.
Auch wird die gesamte europäische Sammel- und Recyclinginfrastruktur weiter ausgebaut. Ziel ist – wie bereits angesprochen – das vollständige Recycling des Getränkekartons. Das Ganze darf auch kein „universitärer Modellversuch“ sein, sondern das muss flächendeckend in Europa „Recycling at Scale“ sein. In Österreich sind wir diesbezüglich schon sehr gut unterwegs. Wir haben eine exzellente Sammlung – jetzt auch österreichweit vereinheitlicht – und modernste Sortieranlagen als Rohstofflieferanten für Recyclingunternehmen.
Eines steht aber bei all diesen Recycling- und Optimierungsmaßnahmen immer im Vordergrund: Der Schutz und damit die Haltbarkeit des Füllgutes darf bei aller Innovationsfreude nicht beeinträchtigt werden!
Zum Abschluss noch ein Blick auf die PPWR: Wie ist der derzeitige Stand aus der Sicht Ihrer Branche?
Um ehrlich zu sein, ein wenig chaotisch: Die PPWR ist mit 11. Februar in Kraft getreten und soll in den nächsten 18 Monaten umgesetzt werden. Uns fehlen aber mindestens 27 delegierte Akte bzw. Rechtsnormen zur konkreten Umsetzung. (Anm.: Bei einem Delegierten Rechtsakt wird die EU-Kommission vom EU-Parlament und vom Ministerrat beauftragt, Ausarbeitungen oder Änderungen zu Abschnitten eines Rechtsakts zu erlassen). Sprich es fehlen Berechnungen, Evaluierungen, Festlegungen, Definitionen etc. Im Moment ist daher ein ziemlich chaotisches Prozedere im Gange, um diese fehlenden Dinge in unzähligen Arbeitsgruppen auszuverhandeln. Dabei geht es z.B. um die Kennzeichnung der jeweiligen Verpackungen, die Berechnung der Recyclingfähigkeit oder auch die Mehrwegtauglichkeit von Transportverpackungen etc.
Letztlich ist Harmonisierung gefragt. Für uns als faserbasierte Verpackung könnte z.B. das „Fibre-based Packaging Recyclability Evaluation Protocol“ der 4evergreen Alliance eine potenzielle Grundlage sein. Dieses Protokoll ist ein Brancheninstrument zur Bewertung der Effizienz des Recyclings faserbasierter Verpackungsmaterialien. Dabei werden die verschiedenen Recyclingtechnologien innerhalb der EU berücksichtigt. Wenn es uns gelingt dieses Protokoll in der Wertschöpfungskette faserbasierter Verpackungen als zentrales Bewertungsinstrument für die Recyclingfähigkeit zu etablieren, wäre der wichtigste Schritt zu einem einheitlichen Standard innerhalb unserer Branche getan.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Mag. Gernot Rath, Chefredakteur Pack & Log. Es ist in Ausgabe 03/2025 erschienen.