Recycling in Österreich stößt an Kapazitätsgrenzen und kann EU-Ziele nicht erreichen
von Gernot Rath
Ein wesentlicher Teil davon ist ein autonomes Pfandsystem auf Einweg- und Mehrwegflaschen, von dem sowohl die Hersteller als auch die Händler profitieren. „Ein Pfandsystem für PET-Getränkeflaschen könnte zusätzliche Kapazitäten von rund 30.000 Tonnen pro Jahr für das Recycling weiterer Kunststoffverpackungen freimachen“, appelliert der Reclay Österreich-Geschäftsführer Christian Abl. Das Pfandsystem muss als ein wichtiges Glied in der Kette der gesamten Kreislaufwirtschaft betrachtet werden.
„Für uns bedeutet die Kreislaufwirtschaft den gezielten Wiedereinsatz der für Verpackungen eingesetzten Ressourcen im Produktionsprozess“, erklärt Christian Abl. Leichtverpackungen müssen einerseits einen perfekten Schutz vor Umwelteinflüssen bieten und andererseits recyclingfähig werden – hier hat sich der Kunststoff oft als ausgezeichneter Packstoff etabliert. „Der Handel launcht derzeit Kampagnen zur Plastikreduzierung, diese kommen bei den Konsumenten gut an. Die Hersteller und Abfüller müssen dann entsprechend reagieren. Das ist jedoch nicht immer die richtige Reaktion, denn um Plastik zu ersetzen, werden oftmals Verpackungen verwendet, die weit weniger für das Recycling geeignet sind“, warnt Abl.
Um höhere Sammelquoten und eine bessere Recyclingfähigkeit zu gewährleisten, müssen die Entsorgungssysteme neu gedacht werden, sonst ist die PET-Sammelquote der EU-Kommission von 77 Prozent bis 2025 bzw. 90 Prozent bis 2029 sowie die Recyclingquote für Kunststoffe von 50 Prozent bis 2025 nicht rechtzeitig zu erfüllen. Aus diesem Grund hat die Reclay Group das neue Online-Tool circulate by Reclay gelauncht: ein umfassendes Tool zur Bewertung der Recyclingfähigkeit. „Das Tool circulate funktioniert wie ein digitaler Zwilling. Damit kann man feststellen, ob eine Verpackung in der realen Abfallwirtschaft wirklich recyclingfähig ist und welche Optimierungen notwendig sind“, so Abl.
Österreich: Pfand macht Kapazitäten frei. Gleichzeitig stößt die bestehende Recyclinginfrastruktur in Österreich an ihre Kapazitätsgrenzen. Die Kapazitäten der Sortieranlagen für Leichtverpackung in Österreich liegen bei knapp 160.000 Tonnen jährlich. 2019 wurden hierzulande jedoch bereits 161.000 Tonnen Leichtverpackung gesammelt. „Gerade einmal ein Drittel der Anlagen in Österreich ist mit sensorbasierter Technologie ausgestattet und selbst diese Anlagen sind im Schnitt an die zwölf Jahre alt“, sagt Gottfried Bieglmayer, Prokurist und Leiter Stoffstrom bei Reclay Österreich.
Derzeit betragen die Recyclingquoten für Leichtverpackungen aus Kunststoff in Österreich rund 26 Prozent. Diese müssen bis 2025 auf 50 Prozent steigen. Die Verdoppelung der Recyclingquote wird laut Reclay Österreich mit den vorhandenen Kapazitätsbeschränkungen und ohne grundlegende Systemverbesserung in Österreich kaum möglich sein: „Die Anstrengungen der letzten 25 Jahre sollen plötzlich in fünf Jahren möglich sein, um doppelt so viel zu recyclen wie heute? Das wird sich nicht ausgehen. Die derzeit 120.000 Tonnen Kunststoffe pro Jahr, die in Österreich gesammelt und sortiert werden, beinhalten 30.000 Tonnen PET-Getränkeflaschen. Ein Pfandsystem auf diese Getränkeflaschen würde sie gesondert aus dem Stoffstrom ziehen und Platz für andere Kunststoffverpackungen schaffen, ohne die sehr belasteten Kapazitäten weiter einzuschränken“, erklärt Reclay Österreich-Chef Abl.
Aus diesem Grund unterstützt die Reclay Group die im Jänner 2020 gegründete Österreichische Pfandsystemgesellschaft (ÖPG). Deren Ziel ist es, die Diskussion um Pfand in Österreich auf eine sachliche Ebene zu heben. Die ÖPG stellt den Anspruch, gemeinsam mit großen Herstellern das Pfandsystem der Zukunft zu betreiben. Hier sind insbesondere modernste Erkennungstechnologien, die Optimierung der Recyclingfähigkeit durch neue Online-Tools wie circulate, eine effiziente Koordination und faire Aufteilung der Wertstoffe nach marktfähigen Prinzipien sowie die zentrale Koordination der Geldströme wichtige Säulen dieses Systems.
Verpackung: Digitalisierung und Internationalisierung als Trends. „In der Verpackungsbranche sucht man zunehmend nach internationalen Best-Practice-Lösungen, da Österreich leider noch nicht zu den Vorreitern zählt“, sagt Raffael A. Fruscio, Eigentümer der Reclay Group. „Der Online-Handel nimmt zu, Verpackungsmengen steigen und Kapazitäten vorhandener Strukturen kommen an ihre Grenzen. Das stellt Verpackungsdienstleister und die Entsorgungsbranche vor neue Herausforderungen.“ Aus diesem Grund sind internationale Systemlösungen und -anbieter für Rücknahmesysteme inklusive Pfand gefragt. „Wir beobachten, dass das Recycling und der sinnvolle Umgang mit Rohstoffen und deren Anteil in Produktionskreisläufen immer mehr nachgefragt werden. Es braucht neue Ansätze, wie das Recycling von Verpackungen optimiert werden kann“, so Fruscio.
Kurzprofil. Die Reclay Österreich GmbH berät seit 2010 umfassend im Bereich der Umwelt- und Abfallwirtschaft. Das Unternehmen mit Sitz in Wien unterstützt Hersteller und Inverkehrbringer bei der rechtssicheren und effizienten Verpackungsrücknahme und -verwertung. Darüber hinaus baut das junge und innovative Unternehmen seine internationale Ausrichtung stetig aus und kann damit auch bei internationalen Herausforderungen im Verpackungs- und Abfallmanagement entsprechende Unterstützung aus einer Hand für seine Kunden sicherstellen. Reclay Österreich gehört zur international tätigen Reclay Group, die an 12 Standorten in Europa und Nordamerika mehr als 3.000 Kunden aus Industrie, Handel und Gewerbe sowie Regierungen und Organisationen beim Erreichen ihrer Umweltziele betreut.